Die Markuskirche der Ge¬meinde Grave im Kirchenkreis Holzminden-Bodenwerder wird vom Frühjahr nächsten Jahres an ein besonderes Kunstwerk beherbergen: ei¬nen dreiflügeligen Altar, ge¬staltet von dem jungen Leipzi¬ger Maler Michael Triegel.
35 000 Euro seien aus Brüssel vom Regionalprogramm der Europäi¬schen Union EU-LEADER +" für das Projekt bewilligt worden, sagte der landeskirchliche Kunstreferent Hasso von Poser. Damit sei ein Großteil der auf 70 000 Euro veran¬schlagten Gesamtkosten gesichert, weitere Gelder kämen aus öffentli¬chen Mitteln. Hasso von Poser ist glücklich und ein wenig stolz darauf, dass dieses Projekt zustande ge¬kommen ist. Als Vermittlerin hat auch die ehemalige Synodale Nadja von Grone ihren Anteil am Gelingen.
Es sei sein Anliegen als Kunstre-fern der Landeskirche, „zeitgenössi¬sche Kunstwerke überall hinzubrin¬gen", sagte von Poser. Dies sei auch so etwas wie ein Beitrag dazu, „die Fahne der Lutheraner in Niedersach¬sen" hochzuhalten und zu zeigen: 'Wir leben, es passiert etwas!'"
Zusammen mit dem Amt für Bau-und Kunstpflege wird von Poser die Aufstellung des Triptychons in der ursprünglich alten, im Lauf der Jahr¬hunderte aber „vollständig ausge¬räumten" Kirche in Grave begleiten.
Mit Michael Triegel, 1968 in Erfurt geboren, hat von Poser einen Künstler ge¬wonnen, der bereits zu den bedeu¬tendsten ostdeutschen Malern der iungen Generation gezählt wird. Triegel studierte an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buch¬kunst bei Professor Arno Rink und war für zwei Jahre Meisterschüler bei Professor Ulrich Hachulla.
Triegel, der der „Leipziger Schu¬le" zugerechnet wird, wurde bereits mit mehreren Kunstpreisen ausge¬zeichnet, unter anderem 1996 mit dem Deutschen Kunstpreis. In sei
nen Werken greift er auf die Stilele¬mente der italienischen Renaissance und des Manierismus zurück, ver¬bindet sie mit Formen der Neuen Sachlichkeit im frühen 20. Jahrhun¬den. Triegel schuf auch die Predella für die Kirche von Langreder im Kir¬chenkreis Ronnenberg (die EZ be¬richtete).
Der Altar für Grave sei sein „bis¬her liebster Auftrag", schrieb Triegel an von Poser. In ihm wolle er „die Summe seiner bisherigen Arbeit zie¬hen". Der Hauptgedanke für die Bildfolge des dreiflügeligen Altars sei .,Anfang und Ende". Die Entwürfe, zunächst noch nicht farbig ausge¬führt, zeigen die Geburt Jesu im Mittelbild, links die Taufe Jesu, da¬runter das Quellwunder des Mose, das auch in Bezug zur Kindertaufe stehe. Auf dem rechten Flügel stellt Triegel das Abendmahl dar, das letzte Mahl, das Jesus mit seinen Jüngern feierte, dem in der Tafel da¬runter das Mannalesen der Israeliten in der Wüste korrespondiert.
Auf der Tafel der Geburt Christi wolle er einen Moment höchster Stille darstellen, schreibt Triegel. „Die Hirsen waren wohl schon da und haben ihre Gaben gebracht." Dies bedeute auch eine Anspielung auf den dörflichen Standort des Al¬tars. Die Könige seien noch nicht an¬gekommen, die Familie "hat zum ersten Mal Ruhe", betont der Künst¬ler. „In der Enge des Stalles, der Rui¬ne der alten Welt, soll das Leben über alles hinauswachsen und alles überstrahlen, so wie vom Jesuskind das stärkste Licht ausgeht."
Das Abendmahlsbild zeigt die Szene im ungewöhnlichen Hoch¬format. Das Zentrum bilden Brot und Wein, die Jünger umringen Jesus in zwei dicht gedrängten Reihen. Judas hebt sich dunkel von ihnen ab und tritt aus der Szene hinaus. Das Man¬nawunder, dargestellt unter dem Abendmahlsbild, steht in engem Be¬zug dazu: So wie Jesus im Abend¬mahl seinen Leib gibt, so gibt der Herr die Nahrung und errettet vor dem sicheren Tod", hat Triegel dazu angemerkt.
Wenn alles nach Plan verläuft, soll der Altar Ostern 2006 fertig sein und in der Kirche von Grave einge¬weiht werden. ema